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AutorenbildJanine

Van-Life und Werkstattabenteuer

Bericht vom 20. Januar bis 7. Februar 2024

Aus: Neuseeland

  • Wir haben Karlis Eltern verabschiedet und sind wieder zu zweit unterwegs

  • Wir kaufen einen Van

  • Werkstattabenteuer mit unserem Van



Karlis Eltern sind weg und wir sind wieder auf uns alleine gestellt ;). Gestrandet in einem Hostel in Auckland sind wir am überlegen wie wir weiter machen wollen. Mit ÖPNV Neuseeland zu entdecken fällt sofort raus - wenn du glaubst deutscher ÖPNV wäre schlecht, dann komme niemals nach Neuseeland, hier ist kannst du das mit 100 potenzieren. Also gäbe es die drei Möglichkeiten: 1. ein Van zu kaufen, 2. ein Fahrrad zu kaufen und zu "bikepacking" zu betreiben 3. wandern in Kombination mit trampen. Nach langen hin und her entscheiden wir uns einen Van zu kaufen. Die anderen Optionen kribbeln mich auch mega, ich will unbedingt mal bikepacken, aber gerade fühlt es sich das richtige an es uns etwas einfacher zu machen. In dem Van haben wir eine gewohnte Umgebung um uns, eine Rückzugsort und können ein bisschen mehr an Vorratshaltung betreiben.


Van kaufen und der WOF

So schauen wir uns ein paar Vans an, recherchieren was man so beim Gebrauchtkauf überprüfen sollte (die Vans sind hier häufig ziemliche Klapperkisten) und überlegen was uns wichtig an einem Van ist. Und dann bietet uns eine andere Backpackerin, eine Holländerin ihren Van zu einem übelst guten Preis (3.000 Euro) an, weil sie am nächsten Tag nach Hause fliegt und das Ding los werden muss. Das ist ungefähr die Hälfte von dem was vergleichbare Vans zu dieser Jahreszeit in Neuseeland kosten. Die ganze Sache ist für uns aber auch ziemlich risikoreich, weil der Van nur noch zwei Wochen TÜV hat. Wir schauen uns das Auto an und gehen das Risiko ein. Wir dürfen hiermit stolz vorstellen: Günni, unser Van.






Am nächsten Tag checken wir aus dem Hostel aus und fahren zu einem Camingplatz und nehmen erstmal den Van auseinander. Putzen einmal durch und schauen uns alles an. Leider ist unser Risikokauf jetzt kein 8er im Lotto. Das Innenleben (Wände, Bett, Küche) ist Qualität naja. Ich habe Angst, dass die Küche demnächst umkippt. Küche und Bett wurden von Menschen zusammen gebaut, der noch nie Werkzeug in der Hand hatte. Und die Materialien sind auch nicht gut. Die ganzen Wände sind arg zerschrammt. Unter dem Plastikboden liegt Millimeter dick Erde, der Boden wurde einfach drüber gelegt. Und zu guter Letzt wurde das Auto auch nicht gut gepflegt. Kleinigkeiten, die unseren Vorbesitzern kaputt gegangen sind, wurden entweder provisorisch geflickt oder erst gar nicht repariert. So konnte man das Fenster der Schiebetüre einfach aufschieben, weil der Verschluss innen kaputt ist. Ein schönes Fest für einen Einbrecher. Fenster aufschieben, Türverriegelung aufmachen und ausrauben!


So viel zum abenteuerlichen Innenleben. Von technischen haben wir weniger Ahnung. Der Motor tropft Öl runter. Wir haben das Auto ja mega günstig kaufen können. Trotzdem sind wir sehr sehr am zweifeln ob das nicht ein Fehlkauf war. Aber dafür ist vorallem entscheidend was der WOF (das neuseeländische Equivalent zum TÜV) sagt. Uns hat es vor diesem Termin ein bisschen gegraut.


Tja, aber was soll ich sagen. Günni war beim WOF und ist verhältnismäßig anstandslos durch den WOF gegangen. Wir müssen nur die Frontscheibe wegen einem Steinschlag und ein Rücklicht tauschen. Der WOF ist deutlich entspannter als der TÜV in Deutschland. Die Gangschaltung würde den deutschen nicht überleben. Aber trotzdem gewinnen wir mehr vertrauen in unseren Günni. Im Anschluss fahren wir eine Werkstatt um einen Termin für einen Service und Ölwechsel. In dem Zuge haben haben den Mechaniker mal gefragt ob er sich das Auto mal anschauen könnte, ob er irgendwelche groben Mängel findet. Kurzgesagt seine Meinung: passt. Nichts worüber er sich Sorgen macht.

Wir fassen langsam mehr vertrauen in das Auto.


Wir haben in 5 Tagen zwei Termin bei Werkstätten - einen Termin für ne neue Windschutzscheibe und den zweiten für den Service und Ölwechsel. Bis dahin wollen wir einfach nichts tun. Auf nem Campingplatz am Meer und Sonne und Leben genießen.


Nichts tun

Wir ziehen von Stellplatz zu Stellplatz. Hier in Neuseeland gibt es ziemlich viele solcher "freedom" Camingplätze. Das heißt, wenn man eine Toilette, Wasserkanister und insbesondere ein spezielles Zertifikat hat, dann darf man an vielen Stellen sich kostenlos hinstellen. Das machen wir. Und da Neuseeland so langgezogen ist, ist der Ozean nie weit entfernt. Wir genießen das Meer und den Strand. Kochen. Essen. Nichts tun. Abends lange Seriennächte auf unserem Laptop. Zur Ruhe kommen. Gedanken verarbeiten. Klappt manchmal besser und manchmal schlechter.


Ein kurzer Dialog an einem solcher Tage:

Janine: "ich bin gerade voll überfordert mit diesem Zeit haben"

Karli" soll ich für erzählen wie ich es mache?" Ich suche mir ein Projekt und denk darüber nach und mache es dann nicht"


So schaffen wir es dann doch nicht nur NICHTS zu tun und wir fahren bis an die Nordspitze von Neuseeland. Hier treffen zwei Ozeane aufeinander und es gibt keinerlei Handyempfang - ein atemberaubender Ort.





90 Miles beach

Hier in Neuseeland gibt es den "90 Miles Beach", der übrigens genau genommen NUR 88 Kilometer lang ist. Wie Karli schon erzählt hat, fahren die Neuseeländer auch an Stränden lang. Und da kommt diese verrückte Idee in unseren Hinterköpfen auf, dass wir da ja am 90 Miles beach ein Stück fahren könnten. Nach langem überlegen, haben wir uns gesagt "scheiß drauf, lass das machen!". Es war witzig und total verrückt. Wir hatten bedenken stecken zu bleiben und sind deswegen nicht zu schnell (aber auch nicht zu langsam) gefahren. Immer da wo der Sand nass von der vorherigen Flut war. Es war mega witzig. Wir wurden ungefähr 6 Mal überholt, 2 mal hat wir Gegenverkehr, und haben einmal jemand anderen Überholt (*hust* vielleicht handelte es sich dabei auch nur um einen Fahrradfahrer).


Und dann beim rausfahren ist unser Albtraum doch noch wahr geworden - wir sind im Sand stecken bleiben. Kaum hat unser Van trockenen Sand berührt ist er in den Streik getreten und es gab kein Weiterkommen mehr. Also raus und unter den Reifen graben, bis der Sand wieder nass wurde. Ein Mädel, dass am Strand relaxt hatte, kam uns zu Hilfe. Es stellt sich raus, dass sie auch Deutsche ist und aus Limburg ist. Zufälle gibt es.... Kurz darauf kamen auch das erste Auto, dass ebenfalls vom Strand rausfahren wollte. Da wir die komplette Ausfahrt blockierten blieb diesem nichts anderes übrig als hinter uns zu warten. Ich wurde tierisch nervös und erwartete jeden Moment angeschnauzt zu werden, So nach dem Motto "immer diese Backpacker, niemand sonst würde auf die Idee kommen mit einem Van, zudem noch ohne 4Rad Antrieb auf den Strand zufahren." Zu meiner Maßlosen Verblüffung kam als Reaktion stattdessen "ihr seid nicht die ersten und werdet auch nicht die letzten sein" und die Frau hat ebenfalls uns in unserer misslichen Lage zu helfen und sucht nach Treibholz, dass wir unter die Reifen legen können. Das nächste Auto, das ebenfalls durch die Engstelle wollte, kam von vorne - da wo wir hin wollten - und hat uns mit einer Hundeleine aus dem Sand rausgezogen. Was für ne abenteuerliche Fahrt! Und so viele nette Menschen!


 

Auf geht's in die nächste Runde voller Werkstattabenteuer

Am nächsten morgen entdecken wir das wir ein Loch im Reifen haben. Karli macht sich daran das Ersatzrad hervor zu holen. Zudem geht unsere Schiebetür nicht mehr auf. Den ganzen Tag sind wir dabei das Auto auseinander zu nehmen. Dabei stehen wir allerdings an einem wunderschönen Flecken Erde - ein Wiese direkt am Meer.

Einer der Kapitäne, die wir bei unserem Segelabenteuer kennen gelernt haben, hat Mal gemeint, dass segeln ganz anders ist, als man sich das vorstellt "segeln bedeutet an schöne Orte zu fahren um dort Sachen an seinem Boot zu reparieren." Daran müssen wir denken, während wir an diesem Traumhaften Ort unser Auto auseinander nehmen. Abends treffen wir noch einen Oscar, einen deutschen Mechaniker, der nochmal aus mechanischer Sicht über unser Auto drüber schaut. Ich bin so dankbar, was wir für tolle und hilfsbereite Menschen auf unserer Reise treffen dürfen. Soweit hat er keine Defekte gesehen, aber uns ein paar Hinweise gegeben, wo wir in ner Werkstatt nochmal mit entsprechenden Maschinen drüber schauen sollten. Gut das wir morgen einen Werkstatttermin zum Service haben.



 

In der Werkstatt am nächsten Tag lassen wir das Loch im Reifen flicken. Ein Loch im Kühlsystem und zwei drei weitere Kleinigkeiten werden behoben. Jetzt fehlt nur eine neue Windschutzscheibe und dann bekommen wir einen neuen WOF (equivalent zum TÜV) und können weiter düsen. So schö so einfach. Leider kommt es mal wieder ganz anders. Der Termin bei der Windschutzscheibenwerkstatt; auf den wir eine Woche gewartet hatten, war heute. Ja, "war" - Vergangenheitsform - Aufgrund eines terminlichen Missverständnisses haben wir den allerdings verpasst. Den nächsten Termin kann uns die Werkstatt erst nach dem Wochenende anbieten. Nochmal 4 Tage warten. Unser Schicksal dachte sich "immer noch zu einfach". An dem Ersatztermin sind wir zu der Werkstatt, die dann innerhalb 5 Minuten feststellt, dass wir eine Karosseriewerkstatt benötigen, weil an einem der A-Balken unter der Frontscheibe Rost sitzt. Nun verhält es sich so, dass morgen in Neuseeland ein Feiertag ist und fast alle Werkstätten einen Brückentag machen. Wir sind 5 Karosserie-Werkstätten abgefahren: alle sind entweder geschlossen oder bis Ende der Woche ausgebucht. Dann eine Werkstatt gefunden, die unsere Rostlöcher heute flicken und übermalen könnte. Aber für einen abartig hohen Preis. Und als weiteres Problem taucht auf: nachdem der Rost entfernt wurde, wird die Stelle gestrichen, uns das muss eine Nacht trocknen. Eine Nacht, in der wir nicht im Auto schlafen können. Aufgrund des Feiertages sind es genauer gesagt zwei Nächte. Wo schlafen wir in diesen zwei Nächten? Aber wir wollen das jetzt machen lassen, weil wir ENDLICH weiter fahren wollen.


Und dann tuen sich mehrere Wunder auf - unsere Windschutzscheibenwerkstatt, findet einen in Ruhestand befindlichen Karosserie-Mechaniker, der die Arbeiten für uns zu einem drittel des Preises macht. Und zweites Wunder: über Couchsurfing finden wir wirklich sehr sehr spontan Andrew, der sich freut uns für zwei Nächte aus der Not zu helfen. Er holt uns sogar noch aus der Stadt ab, da er etwas außerhalb wohnt.



 

Wir fühlen uns super mega wohl bei Andrew und seiner Mama Cintia. Die haben ein großes schönes Grundstück außerhalb der Stadt, mit vielen großen Bäumen. Das Grundstück ist ein bisschen wie ein Labyrinth. Irgendwo versteckt befinden sich zwei Hütten die Andrew bei AirBnB vermietet. Überall gackern ein paar Hühner rum. Außerdem gibt es eine tolle Außendusche. Mama Cintia bekocht uns jeden Tag - man die Frau kann wirklich lecker kochen. Als dank versuchen wir hier und da bei Kleinigkeiten zu helfen. Beim aufräumen der Scheune, beim kochen und abwaschen. Wir fühlen uns so wohl, dass wir zwar am dritten Tag unserer Auto aus der Werkstatt abholen, aber nochmal eine Nacht länger bei Andrew und Cinita bleiben. Tatsächlich ist Cintia erstaunt als wir nach drei Tagen dann abreisen - sie hätte uns gerne noch behalten! Auch wir sind traurig zugehen.


Was für ein Chaos mit unserem Auto.

Und gleichzeitig was für ein glücklicher Ausgang. Wir hatten eine wunderbare Zeit bei Andrew und Cintia. Mit unserer neuen Frontscheibe und der Rost Reparatur sind wir sehr zufrieden. Der WOF sieht das ebenso und unser Günni hat für ein weiteres Jahr die Zulassung!


📷 hier gibt es weitere tolle Bilder:



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