Bericht vom 18. Oktober bis 31. Oktober 2023
Aus: Malaysia und Philippinen
Segeltrip
18. bis 20.Oktober - Kota Kinabalu
In Kota Kinabalu angekommen arbeiten wir sofort an unserem aktuellen Ziel: ein Segelboot zu finden, dass uns von hier rüber auf die Phillipinen mitnimmt. Dazu aktualisieren wir zunächst unseren Aushang: ein Zettel mit der Überschrift " Crew verfügbar - von Hier nach Palawan". Darunter erklären wir wer wir sind und was wir vorhaben: "ein Segelboot zu finden, dass und mit nach Palawan nimmt". Den Zettel drucken wir aus und versuchen ihn an relevanten Stellen aufzuhängen. Außerdem Posten wir den Text online in verschiedenen Facebook - Segelgruppen. Jeder mit dem wir reden, macht uns wenig Hoffnung - erstens gibt es allgemein nur wenige Kapitäne die Crew brauchen/ aufnehmen. Zweitens sind zurzeit wenig Segelboote unterwegs und drittens ist nicht die beste Zeit für eine Überfahrt nach Palawan - der Wind weht in die falsche Richtung. Trotzdem lassen wir uns lassen nicht uns unterkriegen.
21.Oktober
Wir wollen an den nördlichsten Punkt von Borneo, nach Kudat, da malen wir uns bessere Chancen aus. Uuuuuuund *Trommelwirbel* um nach Kudat zu kommen dürfen wir wieder Coco und Olivier segeln! Unsere Lieferung haben zeitlich gut gepasst zu den Erledigungen die die beiden machen wollten. Und da wir das gleiche Ziel haben, Kudat sind wir zurück auf dem Boot ⛵.
Heute fahren wir nur ganz kurz, zu einer Insel im der Nähe von Kota Kinabalu. Oliver und Coco haben neue Ersatzteile in der Stadt bekommen und schrauben am Motor rum. Wir schnappen uns das Stand Up Paddel und erkunden ein bisschen die Küste. Das Wasser ist leider schmutzig. Es schwimmt viel Plastikmüll drinnen rum. Aber dafür sehen wir ganz kurz eine Schildkröte, die an die Wasseroberfläche kommt um nach Luft zu schnappen.
Und 🥁🥁🥁, es scheint so als hätten wir auch eine Mitfahrgelegenheit nach Palawan, Phillippinen. Ich schreibe über Facebook aktuell mit einem Bootsbesitzer der in Kudat liegt und in den nächsten Tagen richtung Norden aufbrachen möchte.
22. Oktober
Heute morgen lassen wir es gemütlich angehen. Als wir losfahren wollen, ergibt sich ein lustiges Schauspiel. Die Ankerkette des Bootes ist leider etwas kaputt. Rost hat sie zerfressen, sodass die Greifmechanismus der Rolle an der sie hinaufgezogen wird, nicht mehr richtig greift. Heute morgen versuchen wir einen alternativen Weg im sie hochzuholen. Seht euch das Video dazu an.
Irgendwie bin ich den Rest des Tages unruhig, mein Kopf geht die ganze Zeit eine unendliche lange To Do Liste durch. Sucht immer neue Aufgaben, die sie der Liste hinzufügen kann. Ich versuche meinem Kopf zu sagen, dass das bullshit ist. Das das alles nicht wichtige Sachen sind, und wenn ich keine einzige Aufhebe davon erledige, dass dann trotzdem nichts schlimmes passiert. Mein Kopf lässt sich davon nicht abhalten und versetzt mich weiter in Stress. Total verrückt. Nicht logisch. An einem traumort, keine Verpflichtungen und trotzdem ist man gestresst.
23. Oktober
Wir sitzen an Deck. Es ist nur wenig Wind, aber langsam bewegen wir uns vorwärts. Das Wasser platscht und gurgelt fröhlich um uns rum. Am blauen Himmel scheint die Sonne. Am Horizont ein paar Wolken. Karli schaut Minecraft YouTube videos, ich nähe ein wenig. Die anderen beiden sind unter Deck. Karli und ich haben die Aufgabe ab und zu die Umgebung zu beobachten. Das sind die Momente die ich hier so genieße. Ich mache eine Meditation um noch mehr runter zu kommen und den Moment zu genießen.
24. Oktober
Heute machen wir einen kurzen Segeltag. Schon mittags Ankern wir in einer Bucht. Dann heißt es aber erstmal putzen: Karli und Coco putzen unter Deck. Oliver und ich putzen das Deck. Im Anschluss "putzen" wir uns selber: Zum duschen springen wir ins Meer, schwimmen ein bisschen, krabbeln wieder aus Boot, seifen uns ein und springen wieder in Wasser. Gerade da fängt es an zu regnen: das passt super gut, wir bleiben an Deck und genießen den Regen, der uns das Salzwasser vom Körper spült. Irgendwer macht Musik an. Die Stimmung ist ausgelassen und wir tanzen im Regen auf dem Segelboot.
25. bis 28 Oktober - Kudat
Wir kommen in dem Städtchen Kudat an. Zusammen mit Coco und Oliver heißt es erstmal wieder die Behörden abklappern. Abends lernen wir Kevin, den Skipper mit dem ich die Tage über Facebook geschreiben habe, kennen. Er ist Schotte, um die 60 Jahre alt und lebt seit 30 Jahren in Hong Kong. Wir verstehen uns gut und es spricht von beiden seiten nichts dagegen die nächsten Reise gemeinsam anzugehen. So ziehen wir nächsten Tag um - von Cocos und Olivers Boot auf Kevins Boot. Es ist etwas kleiner (1 Meter kürzer) und auch etwas älter. Bei Coco und Oliver gab es quasi drei Räume: Toilette, zwei "Schlafzimmer" und das "Wohnzimmer" mit Küche. Hier gibt es nur noch drei: die Toilette, eine Schlafkabine, wo Kevin schläft, und dann der Hauptraum mit Küche. Wir schlafen im Hauptraum: die Bänke rechts und links des Tisches sind gleichzeitig zwei Betten.
Kevin wartet noch auf eine Reparatur: der Motor seines Dinghis (=kleines Beiboot) ist defekt. Und so verbringen wir noch 5 Tage in Kudat bevor wir am 29.Oktober ablegen.
Kudat ist der erste Ort den wir hier in Malysia besuchen, der etwas ländlicher gelegen ist. Bisher waren wir nur Städten (Kuala Lumpur, Kuching, Miri, Kota Kinabalu). Bisher hatte ich immer den Eindruck das Malaysia sehr modern und "neu" ist. Hier in Kudat merke ich wieder, das man von den Städten nicht auf das Land schließen darf. Am meisten beeindrucken mich die Autos. Auch hier (wie in Kuala Lumpur) fahren nur Autos - keine Roller umher. In allen anderen Länder Südostasiens dominieren die Roller. Waren das in den Städten allerdings schöne neue schicke SUVs, so fahren hier nur sehr alte Schrottlauben umher. Dazu ein kleine Begebenheit: Kevin hat hier eine Arbeiter, Jeff, angeheuert. Neben seiner Hauptaufgabe, Reparturen am Boot, hilft Jeff mit seinem Auto bei Erldedigungen in der Stadt. Als wir das erste Mal in dessen Auto sehen, waren wir etwas baff. Von weitem sieht Karli schon, dass die Autoreifen total platt sind. Am Auto angekommen holt Jeff eine einfache Handliftpumpe (so wie wir sie Fahrradreifen benutzen) aus dem Auto und fängt an den Autoreifen aufzupumpen. Karli und ich fallen aus den Wolken.
Die Tage in Kudat machen wir verschiedenes. In einem Kaffee werden wir von ein paar netten Malaysiern angesprochen, die uns sogar einen Kaffee ausgeben. Abends lernen wir andere Bootsbesitzer kennen.
Sonntag, 29 Oktober
Wir stehen um 6 Uhr auf um früh loszukommen. Wir freuen uns tierisch auf unseren ersten Tag uaf dem neuen Segelboot. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen sehen wir eine große Echse im Wasser. Kaum sind wir aus dem Hafen, soll ich mal das Steuer übernehmen. "6 Uhr in Malaysia, ich habe gerade meinen ersten Kaffe getrunken, und jetzt steuer ich zum ersten Mal ein Segelboot." Den tatsächlich hat Kevin nach Crew gesucht. Der Autopilot seines Bootes ist kaputt. Das bedeutet, dass immer einer hinter dem Steuerrad sitzen muss. Alleine auf einem Segelboot ist das kaum zu bewerkstelligen. Insofern kommt auf Karli und mich nun neue Herausforderunen zu: Steuern lernen, Navigieren und Segel setzen. Wir freuen uns auf die kommenden Herausforderungen.
Der Kurs wird anhand eines Kompasses gehalten. Ich finde es total schwierig den Kurs zu halten und lenke andauernd in die falsche Richtung. Bis ich rausgefunden habe wie sich das Boot verhält wenn ich wie lenkte, dauert es eins zwei Stunden. Bis dahin fahre ich in mal kleinere mal größeren Schlangenlinien.
Heute hatten wir hatten fast keinen Wind und sind meist mit Motor gefahren. Dadurch sind viel langsamer als ursprünglich geplant. Aber wir haben das Steuern nach Kompaß und das Steuern nach Sicht gelernt.
Abends sitzen wir am Deck. Genießen die "Kälte". Wir hören ein bisschen Hörbuch. Kevin hat sich in Kudat eine Flasche Whisky (als Medizin gegen seine Erkältung) gekauft. Jetzt da er wieder gesund ist, teilt er einen Schluck vom Rest. Wir sitzen bei Vollmond auf dem Deck eines Segelboots und nippen genüsslich am unserem schottischen Whisky.
30. Oktober
Guten Morgen! Heute hieß es wieder um 6 Uhr aufstehen. Unter anderen um mehr Strecke machen zu können - vor Sonnenuntergang sollte man einen Platz zum ankern gefunden haben. Warum das so wichtig ist werden wir heute Abend am eigenen Leib erfahren.
Die nächsten 2,5 Stunden haben wir uns dann zwischen einigen Inseln durch. Und dann können wir endlich die Segelsetzen! Nächste Station: Philippinen!
Kevin hat die Nacht nicht gut geschlafen. Mittags um 1 Uhr legt sich Kevin nochmal schlafen und überlässt uns das Steuer: Uns zwei Segel Neulingen.
Die Strecke hatte länger gedauert als gedacht. Als die Sonne untergeht sind wir immer noch auf dem Meer - ca 30 Minuten von unserem geplanten Nachtquartier entfernt. Es wird schwerer und schwerer bei der Dämmerung etwas zu erkennen. Ist das da vorne ein Boot oder eine Boje? Ist das da vorne Müll oder hängt an der Plastikfalsche noch ein Fischernetz?
Die kleinen Fischer hier befestigen ihre Fischfallen und - netze gerne an Plastikflaschen. Die Flasche dienen als Auftriebskörper. Alle Art von Seilen oder Netzen sind für ein Boot hochgefährlich, weil sie sich im Propeller des Schiffes verfangen können und dich damit manövrierunfähig.
Dann geht es in die Bucht rein, Kevin steuert, Karli hat ein Tablet mit einem offline Satellitenbild. Ich habe ein Handy mit einer Chart (= Seekarte) in der Hand. Karli hat noch auf dem Tiefenmesser geschaut. Jeder war total angespannt. Es ist nicht so einfach rüber zu bringen, wie Stressig das war. Karli meint irgendwann das er findet, das sehr viel Müll herum schwimmt. Ich stehe auf um mir das näher anzuschauen. Die plastikfFalschen schwimmen alle mit dem Kopf nach unten. Was soviel heißt das am Kopf irgendwas festgemacht ist -> Scheiße Fischernetz. Ich laufe auf dem Boot nach vorne "Fischernetze, Fischernetze, Fischernetze. Überall um uns rum sind tausend Plastikflaschen. Wir müssen unbedingt verhindern das wir Seil und die Schiffsschraube bekommen. Sofort schmeißt Kevin den Gang raus und rennt nach vorne und dir Ankerkette rauszulassen. Wir scheinen Glück gehabt zu haben. Kurz darauf kommt einer der Fischer mit seinem Paddel Boot und versucht mit uns zu reden. Leider spricht er kein englisch. Jeder ist total fertig nach dem Tag und nach einer schnellen FertigNudelsuppe liegen wir schon um 9 Uhr im Bett.
31. Oktober
Ich werde von Regen geweckt. Draußen gewittert es. Wir besprechen den Plan, wie wir aus der Bucht kommen: Den Anker langsam einholen und warten das der Wind uns aus den Fischernetzen von gestern Abend raus treibt und dann erst den Motor einschalten. Während wir den Plan durchgehen fängt es wieder an zu Gewittern. Wir haben es heute nicht weit und dementsprechend nicht eilig. Kevin nutzt die Gelegenheit das Deck zu schrubben, und Karli gönnt sich eine typisch asiatische dusche. Im Regen duschen ist zwar nicht typisch asiatisch... Aber kalt und mit zu wenig Druck, das ist sehr asiatisch. Wir warten den Regen ab und machen uns anschließend auf den Weg. Tatsächlich geht beim lossegeln alles gut. Gegen 10uhr holen den Anker hoch und der Wind treibt uns zurück so wie wir wollen.
Kaum sind wir aus der Bucht draußen wird es ein wilder Ritt. Wir haben die Segel gehißt und wollten erstmal Meter machen... Das Problem war nur, der Wind kommt genau aus der Richtung, in die wir wollen: Der Wind kommt genau von vorne - also aus der Richtung wo wir heute Abend ankommen wollen. Mit einem Segelboot braucht man nicht unbedingt Wind von Hinten - man kann mit Wind aus allen möglichen Richtungen segeln. Außer mit Wind von vorne. Da hilft nur kreuzen. Also zick zack fahren. Also erstmal rausfahren, weg von der Küste, und das möglicht steil gegen den Wind. Dann drehen wir um und fahren in der anderen Richtung möglichst steil gegen den Wind. So kommen wir zwar langsam und mühsam, aber gegen den Wind ans Ziel.
Dachten wir.
Janine, heute die Navigatorin, stellt nach einer Weile fest das wir nach den GPS Daten in die falsche Richtung fahren. Wir diskutieren und vergleichen den Standort von Karlis Handy, meinem Handy, Karlis GPS Uhr und dem Kompaß. Wir sind uns sicher, dass wir in die richtige Richtung segeln, aber alle Standorte zeigen, dass wir zurück fahren, also in die Richtung fahren, aus der wir gestern kommen. Nach einigem hin und her kommen wir zu der Konklusion, dass im Wasser eine starke Strömung ist, die uns in eine andere Richtung treibt.
Wir versuchen zunächst einmal an unsrem ursprünglichen Plan, dem zick zack fahren, festhalten und fahren weiter raus. Nach ungefähr einer Stunde machen wir die erste Wendung. Die Wendungen bei dem Zickzack sind ein eigenes Manöver, welches zunächst einmal total einfach klingt. Als erstes wird das Steuerrad voll rumgedreht. . Nach dem Drehen kommt der Wind von der anderen Seite. sodass auch die Segel auf die andere Seite müssen. Ich hatte mir die vergangenen Tage das Manöver mal auf YouTube angeschaut und da sah das total einfach aus und war total logoisch. Hier auf den Boot liegen haben wir aber auf einmal 4 segel. Jedes Segel hat eigene, an denen man ziehen kann. Alleine für die vorderen beiden Segel, führen 6 Seile bis zum Steuerrad. Wir waren total verwirrt. Jedenfalls ging das Wenden bei uns erstmal schief. Ließ sich dann damit beheben, das wir den Motor angelassen haben, und es ein zweites Mal versucht haben.
3 Stunden später sind wir zurück an der Küste. Theoretisch sollten wir ein ganzes Stück weiter oben an der Küste ankommen. Praktisch sind wir gerade mal 500 Meter weiter oben. Das ist wirklich Nicht viel. Die Strömung macht das Zickzack fahren einfach nicht möglich, weil sie uns in die falsce Richtung treibt. Deshalb machen wir zurück an der Küste den Motor an und fahren gehen Wind und Strömung die Küste hoch. Ich mag Motor fahren nicht. Aber irgendwie wollen wir ja auch vorwärts kommen. Mehr als 2 Stunden kriechen wir so langsam gehen die Strömung hinauf.
Wir sind nur noch 2 nautische Meilen von unserem Ziel entfernt. Und dann fällt plötzlich der Motor aus. Wir sind in Küsten nähe und fahren genau gegen den Wind. Das ist eine super gefährlich Situation, weil der Wind und die Strömung so einen schnell in die Küste reintreiben können. Mit letztem Schwung dreht Kevin das Segelboot in Richtung freier See, wir hissen das Frontsegel. Karli springe unter Deck und beginnt die Abdeckung des Motors zu öffnen und das passende Werkzeug zusammen zu suchen. Kevin übergibt das Steuer an mich, ich bringt uns von der Küste weg, während Kevin zu Karli stößt. Die beiden versuchen knapp eine Stunde heraus zu finden warum der Motor keinen Diesel mehr bekommt. Dann geben sie das Vorhaben auf. Es besteht leider keine Chance mit dem Gegenwind vor Sonnenuntergang in unser geplanten Ziel anzukommen, auch wenn es nicht mehr weit weg ist. Wir drehen um und segeln zurück in die Bucht, wo wir heute morgen gestartet sind. Dahin trägt uns der Wind. So kommen wir gerade Mal eine Stunde später in der am Start des heutigen morgens an.
Wie wir das Problem lösen konnten erfahrt ihr im nächsten Beitrag - nächsten Donnerstag.
📷 weitere tolle Bilder findest du im Fotoalbum.
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