Indonesien 26.Juli bis 22. Sep 2023
26.07. - 05.08.23 Lombok
- Kurzer Rückblick
Bevor wir im Januar 2023 los sind, haben wir natürlich vielen Freunden erzählt, was wir vorhaben. Meistens waren die Reaktionen auf einem Spektrum von Begeisterung und Zuspruch wie "das würde ich auch gerne machen" / "ja, wenn ihr da hin kommt, kann ich euch Tipps geben", bis zu Bestaunen wie "ich würde mich das nicht trauen".
Ein paar Reaktionen waren anders, darunter war Eric. Er sagte gleich "da können wir uns ja treffen".
Jetzt Monate später ist es so weit.
Wir kommen gerade aus Kuala Lumpur und sind müde und hungrig. Wir haben nach längerer Diskussion einen Fahrer bekommen, der leider den Weg nicht so genau wusste. So kommen wir etwas später im Hostel an, als wir geplant hatten.
Hier treffen wir Eric wieder.
Eric ist ein paar Monate vor uns aufgebrochen, mit einem ähnlichen Ziel, aber einer anderen Route. Richtung Asien.
Hier auf Lombok, einer der östlichen Inseln von Indonesien, wollten wir es uns mal richtig gutgehen lassen. Mal eine Woche nicht Low Budget, sondern genießen.
Zwei Nächte haben wir noch in einem Gasthaus verbracht, bis unser Ferienhaus frei wurde.
- Das Haus
Wir haben uns für 6 Tage ein Ferienhaus gemietet, das am Rand von einem kleinen Dorf lag.
Von oben haben wir Seeblick in zwei Richtungen.
Bei gutem Wetter könnten wir den Vulkan der Insel sehen. Es gab einen großzügigen Garten, den wir von der Terrasse aus sehen konnten, und ein gemütliches Sofa.
Da Janine und ich immer noch etwas krank sind, können wir uns hier ausruhen. Deswegen verzichten wir auch hier auf das Surfen.
Und, Trommelwirbel 🥁🥁🥁...
Wir haben eine Küche.
Seit Monaten können wir nicht selbst kochen, und das ändert sich hier.
Allerdings ist selbst Kochen auch teurer als Essen zu gehen. Spätestens, wenn man auch noch westliche Zutaten wie Käse benutzt.
Und wir haben Käse benutzt.
Aber tatsächlich haben wir es ganz gut geschafft, uns zusammenzureißen. So haben wir am Ende gar nicht so teuer gekocht. Aber es war super lecker und angenehm, auch mal eigene Sachen zu essen oder zum Frühstück das Müsli mit Joghurt.
So haben wir immer wieder viel Zeit genutzt, gemeinsam zu kochen und dabei Musik zu hören oder zu quatschen.
- Affen Theater
Zum Kochen oder als Snack hatten wir uns auch eine große Packung Erdnüsse gekauft.
Eric war gerade Surfen, und wir wollten einfach nur relaxen. (Nach dem wir mit einer ausklingenden Mandelentzündungen hier her gekommen sind, haben wir uns dann noch eine ziemliche Erklärung eingefangen) So haben wir gerade auf dem Sofa gelegen und die Aussicht genossen, bis wir etwas weggedöst sind.
Da höre ich ein Geräusch aus der Küche.
Zuerst habe ich mich gefragt, wer in der Küche ist...
Janine liegt neben mir, und Eric ist surfen...
Erschrocken springe ich auf und mache einen Sprung in Richtung Küche. Auf der Küchenzeile sitzt jetzt auch erschrocken ein Affe.
Keiner von denen, die wir schon so oft gesehen haben, die an Touristen gewöhnt sind und einem das Essen aus der Hand nehmen. Hier gibt es nicht so viele Touristen. Es ist ein wilder Affe. Ein Großer.
So sehen wir uns einen Moment unentschlossen an und wissen nicht, wie der andere als nächstes reagiert. Ohne groß darüber nachzudenken, mache ich einen weiteren Satz in Richtung des Affen und brülle ihn an. Er, noch weiter erschrocken, macht auch einen Satz auf mich zu, aber durch den Brüller vollkommen eingeschüchtert, beschließt er zu flüchten. Ich atme auf. Dann sehe ich in seiner Hand die Erdnüsse, auf die ich mich gefreut habe. Also hinterher. Wir beide gehen zur Balkontür, die offensteht. Er klettert auf einen Pfosten und auf das Dach über dem Balkon. Ich denke kurz, ich sei geschlagen, doch dann fällt mir das große Fenster des oberen Zimmers ein, das auf genau dieses Dach hinausgeht. Also steige ich schnell hoch. Der Affe, der sich kurz in Sicherheit wähnte, sieht mich durch das Fenster und flüchtet. Aber ohne die Nüsse. Die liegen auf dem Dach...
Ich überlege mir einen Plan und beginne aus Yogamatten, einem Besenstiel und etwas Seil eine Verlängerung zu bauen. Der Plan: Ich muss nur etwas zusammenbasteln, das lang genug ist, um die Tüte mit den Nüssen über den Rand zu schieben. Dann kann ich sie einfach herunterfallen lassen. Das Problem: Der Affe ist nicht dumm. Er hat sich mit einigen Artgenossen im Garten zusammengetan, um sich die Nüsse zu schnappen, sobald ich sie vom Dach befördert habe.
Glücklicherweise sind sie scheu genug, dass sie sofort zurückweichen, wenn wir nur Anstalten machen, in ihre Richtung zu laufen. Also hält Janine unten Wache, damit sie Abstand halten, bis ich die Nüsse vom Dach befördert habe. Dann schnell einsammeln und zurück ins Haus. Und dieses Mal alle Türen und Fenster wieder schließen. Ein Teil der Nüsse wird weggeschmissen, wo er die Tüte aufbekommen hat, aber den größten Teil könnten wir zurückerobern.
- Entspannen mit Abenteuer
Damit wir mobil sind, haben wir uns einen Roller gemietet und können so nicht nur einkaufen oder eines der super leckeren Restaurants besuchen, sondern auch die Insel und die Umgebung ein wenig auf eigene Faust erkunden.
So waren wir einen Tag an einem Surfenstrand in Richtung Westen, der hinter einer langen holprigen Piste versteckt war. Mit dem wohl rundesten Sand, den ich jemals gesehen habe, und riesigen Wellen 🌊 🌊.
Ein anderes Mal haben wir die Küste in Richtung Osten abgesucht. Hinter einer Offroad-Strecke haben wir ein noch nicht fertiges Resort gefunden und konnten dort an einem malerischen Strand liegen und die Wellen beobachten. Beim Versuch hier trotz der Wellen zu schwimmen, habe ich mir einen ziemlichen Sonnenbrand geholt, obwohl ich mich gut eingeschmiert hatte, und selbst Eric ist etwas rot geworden.
Abends haben wir dann in der Nähe von unserem Haus den Sonnenuntergang beobachtet. Eine Sache haben alle Rollerausflüge gemeinsam: Die Leute feiern meinen Helm. In Vietnam/Ha Giang hatte ich diesen Pikachu-Helm geholt, weil ich ihn lustig fand. Dort sind sehr viele Leute damit herumgefahren. Gelegentlich haben Touristen ihn gesehen und gelacht. Aber hier in Indonesien kennt niemand diesen Helm. Egal, wo ich langfahre, in jedem Dorf laufen mir Kinder hinterher oder Erwachsene rufen lautstark Pikachu oder Pokemon. Mit diesem Accessoire bin ich hier der Held vom "Erdbeer/Reis Feld".
Tagsüber hat Janine viele Videos von der Rollertour in Vietnam aussortiert, Eric hat Gitarre gespielt und geübt, und ich habe angefangen, eine unserer Flaschen mit Seilen zu verzieren.
Eines Abends haben wir es uns einfach auf dem Sofa gemütlich gemacht und "Cast Away" angesehen, einen Film von 2000, in dem Tom Hanks auf einer verlassenen tropischen Insel strandet.
So vergingen die 8 Tage mit Eric leider viel zu schnell. Da sein Visum bald ausläuft und das Haus auch schon anderweitig ausgebucht ist, brechen wir auf.
Wir haben gesehen, dass es hier an einem Strand die Möglichkeit gibt, im Zelt zu übernachten. Das wollen wir ausprobieren.
So verbringen wir noch zwei Nächte direkt am Meer. An einem Abend steht die Flut so hoch, dass der nasse Sand nur noch 2 Meter von unserem Zelt entfernt ist. Das war schon ziemlich geil, morgens aufzuwachen und dann direkt das Meer vor sich zu haben. Und dann haben wir uns den halben Tag am Meer gesetzt, den Wellen zugeschaut und bei einem kleinen Spaziergang auch die ganzen Surfer gesehen.
Was man auf den Bildern nicht sieht: Der Campingplatz war bei Google Maps gelistet, aber von der Ausstattung her war es schon sehr provisorisch. Zum Duschen musste man den Strom an einer Stelle einschalten, dann 20 Meter zur anderen Seite gehen, den Hahn zum Brunnen aufdrehen und dann 20 Meter zur Dusche laufen. Ab dem Zeitpunkt, an dem man den Hahn aufgedreht hat, lief jedoch das Wasser. Es gab einfach kein Waschbecken oder Spiegel.
- Von gestern nach morgen
Eines meiner weiteren unvergesslichen Erlebnisse war, als wir gerade auf den Weg gemacht haben in Richtung Bali. Von unserem Standort aus haben wir eine Fahrt bis zum Hafen gebucht, um dann vom Hafen mit der Fähre nach Bali überzusetzen. Gefahren hat uns Rif. Von ihm hatten wir schon die Roller der letzten Tage, und auch Eric hat sich von ihm fahren lassen.
Unterwegs hatten wir die Gelegenheit, uns mal länger mit ihm zu unterhalten.
Er erzählte uns zum Beispiel, wo die Vollmondpartys in Asien eigentlich herkommen. Bevor sie auch auf der Insel Strom hatten und Öl nicht einfach zu bekommen war, war es nachts einfach dunkel. Bis zum Vollmond traf man sich am Strand und feierte gemeinsam, einfach weil man es sonst nicht konnte. Irgendwann kamen Öllampen. Die haben zumindest das Leben in den Häusern im Dunkeln einfacher gemacht. Und seit es Strom gibt, sind die Häuser nicht mehr so verrußt und es brennt nicht mehr so oft.
Das war dann 2007.
Ja, richtig gelesen, 2007 hat das Dorf Strom bekommen. Er kann sich auch noch daran erinnern, dass in seiner Kindheit der Tauschhandel normal war, aber wann genau das Geld auf die Insel kam, wusste er nicht mehr.
So kommt es auch, dass alle Älteren keinerlei Medienkompetenz haben, da sie es nie erlebt haben. Die Kinder, die jetzt Handys haben, sind die erste Generation, die so etwas erlebt.
Seine Kinder haben Smartphones, doch in Schulen sind sie meistens komplett verboten.
Seine Tochter hat er auf ein Internat geschickt, da das besser angesehen wird. Die Tochter war zunächst dagegen, aber nach 2 Wochen wollte sie dort schon nicht mehr weg. An diesem Internat sind Handys komplett verboten.
Er selbst war nie auf einer richtigen Schule, gab es damals einfach nicht. Und Englisch hat er sich selbst beigebracht.
Er hat mal einen Australier kennengelernt und sich sehr gut mit ihm verstanden. Dieser hatte ein Wörterbuch dabei. Als der Australier zurück ist, hat er ihm das Wörterbuch da gelassen. In 3 Jahren hat er dann das Wörterbuch auswendig gelernt, und wenn er jemanden getroffen hat, der Englisch sprach, hat er versucht zu sprechen.
Mittlerweile ist die Insel bei Surfern bekannt und lebt vom Tourismus. Als Corona begann, blieben aber auch hier die Touristen aus. Infolgedessen erzählt er uns, war es fast wie früher. Strom konnte sich keiner leisten. Das ganze Dorf blieb nachts dunkel. Tagsüber hat man Fische gefangen oder sich um die Pflanzen gekümmert. Da es hier keine einheimischen Lehrer gibt, fielen auch die Schulen aus.
Jetzt, wo wieder etwas Touristen kommen, hat er mit einigen Freunden eine kleine Organisation gestartet, die Geld sammelt, um den Kindern die verlorene Zeit in der Schule zurückzugeben. Sie treffen sich einmal die Woche am Wochenende, damit auch alle, die auf andere Schulen gehen, auch kommen können. Dann wird zusammen gefrühstückt. Anschließend geht es zum Müllsammeln. Es ist ihm wichtig, dass die Kinder von Anfang an lernen, besser mit der Natur umzugehen. Dan gibt es Unterricht. Der hängt etwas davon ab, wen sie als Lehrer bekommen... Am Ende gibt es immer für alle ein Eis, damit sie auch wieder kommen. Das Ganze ist für die Kinder kostenlos und freiwillig.
-Die Fähre
So sind wir auch zur Fähre gekommen, die erstaunlicherweise sogar etwas überpünktlich abgelegt hatte. Es gab zwar Sitzplätze, doch wir hatten keine Lust, uns in die großen, lauten und etwas muffigen Räume auf die Bänke zu quetschen zu all den anderen. Wir sind hoch aufs Oberdeck. Mit einigen anderen haben wir es uns hier einfach auf dem Boden bequem gemacht. Mit einem Helm als Rundkissen habe ich auch noch ein Schläfchen gemacht. Immerhin dauert die Fahrt 6 Stunden.
📷 weitere tolle Bilder findest du im Fotoalbum.
Comments