05. August bis 14. August 2023, Indonesien
Bali, Ubud
Homestay
In Bali angekommen sind wir zunächst einmal ins Landesinnere, nach Ubud. Bali sieht auf der Karte immer so klein aus. Tatsächlich ist es ziemlich viel größer. Und durch den ewigen Stau auf den Straßen kann man auch Mal 3-4 Stunden von der einen bis zur anderen Stadt brauchen. Was uns bei unserer Ankunft auf Bali als erstes aufgefallen ist, ist dass es eine ganz andere Vegetation als Lombok hat. Viel grüner mit mehr Pflanzen, mit vielen Reisfeldern und Palmen.
Die Menschen auf Lombok, genauso wie im Rest von Indonesien sind überwiegend muslimischen Glaubens. Bali hingegen ist sehr vom Hinduismus geprägt. Und Ubud, da wo wir jetzt sind, wird immer als das kulturelle Zentrum von Bali bezeichnet. Der Charme von Ubud ist besonders: Es gibt malerische Reisterrassen, verzaubernde Tänze und Tempel, bunte Opfergaben, Yoga, balinesische Massagen, beste Handwerkskunst, leckeres Essen von Garküche über fancy aussehende Smoothie-Bowl bis hin zu Gourmet. Alles strahlt diesen Flair von alternativ, bunt, Hippie und spirituell aus.
Für Ubud haben wir uns über AirBnB eine Unterkunft gebucht und haben durch Zufall ein kleines Juwel erwischt. Schon sofort bei der Ankunft haben wir uns super wohl gefühlt. Es ist nur eine kleine Unterkunft mit 4 Zimmern, die quasi als Doppelhaus - Bungalows beieinnander stehen. Wir haben ein eigenes Bad und sogar eine kleine Terrasse. Das ganze liegt in einem sogenannten Family compound. Family compound wird wörtlich mit Familienkomplex übersetzt. Ein einzelnes Grundstück beherbergt mehrere Häuser, in denen dann die (Groß)Familie wohnt. Zum Beispiel die Großeltern wohnen in dem einen Haus und die Kinder jeweils mit ihren Familien im Haus neben an. In unserem Fall hat Desy mit ihren Mann und ihren zwei Kindern und ihren Schwiegereltern im hinteren Teil des Grundstücks gewohnt. Im vorderen Teil des Grundstücks hat die Schwester des Schwiegervaters mit ihrer Familie - bestimmt auch 5 bis 8 Personen - gelebt. Schon der Toreingang zum Family compound ist wahnsinnig schön. Das ganze Grundstück ist nicht groß, aber mit vielen Pflanzen begrünt und irgendwie heimelig. Einfach so klein und schnuckelig. In dem Fotoalbum findet ihr ein kurzes Video von unserem Family compound.
Karli und ich sind immer noch etwas platt von unserer letzten Erkältung und außerdem wartet immer noch viel zu viel Arbeit am Computer. Wir müssen immer noch viele Videos aussortieren und Blogbeiträge schreiben. So kommt es das wir die ersten Tage viel in unserer Unterkunft sind. Dabei beobachte ich wie unsere Wirtin, ihr Name ist Desy, jeden Tag ganz viele Blumenopfergaben vorbereitet. Diese Opfergaben sieht man überall - auf der Straße, vor den Hauseingängen, auf kleinen Schreinen, überall. Nach eins zwei Tagen bin ich, als ich gerade eine Pause brauchte, zu Desy rüber gegangen und habe sie gefragt, ob ich ihr bei dem Opfergaben vorbereiten helfen darf. So kommt es, dass ich ab da an jeden Vormittag für eine Stunde mit Desy im Vorgarten saß und Blumen auf kleine Körbchen verteilt habe. Die Körbe sind aus Bananenblättern oder so und werden mit Tackernadeln zusammen gehalten. Die kann man selbst machen, oder ganz einfach beim lokalen Markt kaufen. In jeden dieser Körbe kommen verschiedene Blumen mit unterschiedlichen Farben: weiße, rote, blaue, lilane, rosane Blütenblätter und zum Schluss eine Art grünes Gras. Dann ist das Körbchen fertig. Davon fertig Desy jeden Tag drei bis vier Plastiktüten an. Mhhhh das sind so 70 bis 100 Stück. Die Opfergaben werden dann im ganzen Haus und vor dem Haus und im Familientempel verteilt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob diese Menge an Opfergaben nochmal etwas mehr als gewöhnlich ist. An Samstag ist nämlich ein besonderer Feiertag: "Kuningan".
Balinesischer Feiertag
Die Balinesen feiern den Sieg des Dharma (Gut) über den Adharma (Böse). Das "Galungan" Fest markiert den Beginn und feiert den Herabstieg der Gottheiten auf die Erde. 10 Tage später ist "Kuningan", das den erneuten Aufstieg der Gottheiten in den Himmel symbolisiert. Die Daten ändern sich jedes Jahr, da sie durch den 210-Tage-Pawukon-Kalender definiert sind. Die Tage, besonders aber "Galungan", sind für Hindus sehr wichtig und werden überwiegend im Kreise der Familie und engen Freunde gefeiert. Während der Zeit sind die Tempel und Häuser sind mit farbenfrohen Elementen und hohen Bambusstangen namens „Penjor“ geschmückt.
Galungan, den Beginn, hatten wir verpasst. Aber zu Kuningan würden wir in Ubud sein. Zu Kuningan gibt es in Ubud auch eine Parade, die einmal quer durch die Stadt läuft. Eines Tages fragt mich Desy, ob wir uns die Parade anschauen wollen. Sie sagt, wenn wir ein traditionelle balinesische Kleidung trügen, könnten wir sogar mitlaufen. Im Hinduismus tragen die Menschen hier bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Feiertage oder den täglichen Darbietung der Opfergaben ein traditionelles Gewand. Für Frauen besteht es aus einem Sarong, als Rock um die Hüfte geschlungen, einer Art schicken Bluse, der Kabaya, und einem Schal um den Bauch. Das Oberteil ist sehr figurbetont und meistens leicht transparent oder mit einem löchrigen Muster, sodass man auf jeden Fall noch was drunter ziehen sollte.
Für die Männer gibt es gleich zwei Sarongs, die um die Hüfte gewickelt werden - einen großen für unten drunter und einen kürzeren obendrüber. Das Oberteil darf irgendein T-Shirt sein, wobei zu Kuningan die Farbe weiß bevorzugt wird. Und dann gibt es für Herren noch einen Kopftuch, den Udeng.
Karli und ich haben kein traditonelles balinesisches Gewand. Also Karli hatte sich in Lombok einen Sarong gekauft, aber den ganzen Rest haben wir nicht. Desy hat daraufhin gemeint, das sei ja gar kein Problem, sie kann uns das alles leihen. Und so kommt es, das Karli und ich zu Kuningan traditioneller Kleidung tragen. Wir laufen mit ganz vielen Indonesiern die Straßen runter, um Kuningan zu feiern. Der Zug endet an einem Tempel. Wir fühlen uns sehr geehrt das wir mitlaufen durften. Ganz besonders, weil hier in Bali man als nicht-Gläubiger irgendwie nicht das Innere der Tempel betreten darf. Zumindest haben wir während unserem kompletten Aufenthalt in Bali es nicht in einen Tempel hineingeschafft. Häufig steht irgendwo, dass der Tempel nur für Gläubige ist, oder der Tempel ist von einem Zaum mit verschlossen Tor umgeben.
Neben der Parade zum Tempel mit anschließender Zeremonie am Tempel gibt es noch einige weitere Brauche und Rituale, die an Kuningan durchgeführt werden. Da wir selber nur Zaungäste sind, fällt es mir schwer alles wieder zu geben. Es werden auf jeden Fall noch weitere besondere Opfergaben an Tempel gebracht. Desy hat zum Beispiel 7 große Bastkorbe vorbereitet mit vielen Dingen drinnen, die an 7 unterschiedlichen Tempeln geopftert werden. Und dann gibt es noch Türme, gebaut aus Obst und weiteren Lebensmitteln, die am Vortag in den Familien Tempel gebracht wurden, und dann an Kuningan gegessen werden. Jedes der hinduistischen Familiengrundstücke hat einen eigenen Familientempel.
Was wir sonst noch so sehen
Ich habe mich sehr schnell mit unsere Gastgeberin Desy angefreundet, sie ist wirklich sehr sehr süß. Während dem Blumen-Opfergaben vorbereiten unterhalten wir uns viel. So erfahre ich, dass sie und ihr Mann neben dem AirBnB auch noch ein Secondhand-Laden betreiben. Ja Logo, da muss ich hin! So schnappe ich mir eines Abends Karli und wir laufen zu ihrem Laden. Die Secondhandware kommt aus Japan oder Südkorea oder Taiwan. Die Qualität ist nicht so gut wie wir das aus unseren Secondhand-Läden gewöhnt sind, viele der Kleidung haben kleine Mängel wie einen Fleck oder man sieht ihnen an, dass sie gerne getragen wurden. Der Laden hat als Zielgruppe nicht die Reisenden sondern Einheimische. Mir uns Karli macht es extrem viel Spaß uns durch die Kleidung zu probieren und so kommt es, dass wir am Schluss gleich 4 neue Oberteil mitnehmen.
Am Ende von unsrem Aufenthalt hat Desy mir sogar das Kabaya (das traditionelle Oberteil) geschenkt. Dabei kam es zu einem Missverständnis. Bis dahin dachte ich Kabaya meint immer nur das traditionelle balinesische Oberteil. Tatsächlich kann das Wort "Kabaya" aber auch das ganze Outfit bezeichnen. Das heißt Desy hat mir nicht nur das Oberteil, sondern auch noch den Sarong und den Schal geschenkt. Mega Mega süß. Leider haben wir das Missverständnis zu spät klären können. Ich freue mich trotzdem mega über mein neues Oberteil!
Die übrigen Tage erkunden wir hin und wieder Ubud und dessen Umgebung. Die Läden der Innenstadt haben feine Kleidung, mit einem tollen Stil. Ich kaufe nichts, ich war ja gerade erst bei Desys Secondhand laden shoppen. Aber von den leckeren Restaurants lassen wir uns verwöhnen.
Wenn man drei vier Straßen weiter läuft, dann kann man überall die wundervollen Hauseingänge der Family compounds bestaunen. Und wenn man noch 10 bis 15 Minuten weiter läuft, dann gibt es da einen kleinen Weg durch die Reisfelder. Den bin ich den heute entlang spaziert. Das war nicht so weit, vielleicht 15km. Aber ich habe eeeeewwwig dafür gebraucht. Vielleicht könnte es damit zusammen hängen, dass ich währenddessen 4 (Essens)pausen gemacht habe. Bei der ersten gibt es einen Cappuccino. Bei der nächsten gönne ich mir ein Eis. Bei der dritten eine richtige volle Mahlzeit und bei der vierten ein Kombucha. Ich habe das Gefühl fett zu werden. 🤣🤣
Weiter oben habe ich schon Mal erwähnt, das Ubud das kulturelle Zentrum von Bali ist. Eigentlich besucht hier jeder Besuchereinen der kulturelle Tänze. Das haben wir leider irgendwie verpasst. Dafür haben wir aber die Wahl eines neuen Banjar-Vorstandes miterlebt. Ein Banjar ist die kleinste formelle soziale Einheit der balinesischen Gesellschaft. Der Mittelpunkt dieser soziale Gruppe ein Bale, einen Versammlungsort, an dem Gemeinschaftstreffen und verschiedenste Aktivitäten stattfinden wie Sport, Tanz oder Gamelan-Musik stattfinden. Wächst ein Banjar auf über 500 Angehörige, wird ein neues ausgegründet. Jedes Banjar wird geleitet von einem Vorsitzenden. Dieser Vorsitzende wird alle paar Jahre neu gewählt und wir haben die Feier zu dem offiziellen Amtseintritt miterleben dürfen. Erst gab es ganz viele Reden. Die Übergabe wurde dann symbolisch durch das Drehen eines Rades vollzogen. Im Anschluss gab es schöne Tänze und ganz zum Schluss sogar noch ein Konzert.
Silberschmiede
Vor einigen Wochen haben wir einen anderen Reisenden getroffen, der uns von den Schmuckwerkstätten in Ubud erzählt hat. In den Kursen kann man seinen eigen Silberschmuck schmieden. So laufen wir des einen Abends zu einen dieser Werkstätten und schmieden unsere eigen eigenen Ringe aus 925 silber. Was ein bisschen Schade war, ist die beiden Eigentümer keine Lust mehr hatten viel zu erklären. Aber unsere Ringe sind echt schön geworden.
📷 weitere tolle Bilder findest du im Fotoalbum
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