Laos, 22. Mai bis 13. Juni 2023
22.05. - 24.05.23 Pakse
25.05. - 13.06.23 4000 Inseln (Don Det)
Kurz nochmal wiederholen was zuletzt passiert ist.
Wir haben den Zug verpasst auf dem Weg nach Laos, was das Fass zum überlaufen gebracht hat und wir wollten einfach nur noch nach Hause, bereit sofort einen Flieger nach Deutschland zu buchen.
Darauf folgte die wirklich anstrengenden Fahrt von Hanoi, Vietnam bis nach Pakse, Laos. Dort sind wir um Mitternacht angekommen, rausgeschmissen am Busbahnhof der außerhalb der Stadt liegt.
Immerhin steht dort ein TukTukfahrer, der uns noch mit in die Stadt bringen würde. Allerdings zu hohen Preisen. Unserem einzigen Mitreisenden, einem Laoten, ist der Preis zu teuer. Wir versuchen noch eine Weile einen anderen Weg zu finden oder den Preis runter zu Handeln, doch am Ende haben wir die Wahl zwischen einsteigen oder am Bahnhof schlafen. Also steigen wir ein. Zum Glück finden wir noch ein Hotel das uns aufnimmt.
Wir brauchen eine Pause.
Alle weiteren Pläne werden bei Seite geschoben und wir fahren auf eine Insel, Don Det. Ja auch wenn Laos nicht am Meer liegt hat es Inseln. Der Mekong, ein riesiger Fluss der durch Laos fließt wird an einer Stelle sehr sehr sehr breit und beherbergt unzählige große und kleine Insel. Die Region wird 4000 Inseln genannt (ich habe nicht nachgezählt).
Da wir in letzter Zeit, ohne erkennbaren Grund, so viel gestritten haben, beschließen wir uns auf zu teilen. Ein paar Tage jeder für sich. Es ist Nebensaison, es ist ruhig und leer. Fast jedes Bungalow hat eine eigene Hängematte. Die Insel ist so klein das man sie mit einem Spaziergang umlaufen kann. Aber groß genug das wir uns nicht ständig über den Weg laufen.
Wir verbringen beide viel Zeit damit uns selbst zu reflektieren.
Was wollen wir, was stört uns und wie wollen wir weiter machen.
Auch in Bezug auf die Reise. Was wollen wir sehen und wie wichtig ist es uns.
Oder übereinander. Was macht der ander was uns stört und was projektieren wir auf den anderen.
5 tage für uns selbst.
So liegt jeder von uns vor seinem Bungalow in seiner Hängematte und schaut auf den Mekong. Hier in Südlaos hat gerade die Regenzeit angefangen, deswegen ist auch Nebensaison. Meistens kommt er einmal am Tag für zwei bis drei Stunden. Der Rest des Tages ist wolkenklar. Ich freue mich über den Regen. Irgendwie macht Regen traurig und gleichzeitig geborgen. Und ich mag das Geräusch. Dieses beruhigend und gleichmäßige prasseln.
Unser Ziel war es einfach Mal etwas Ruhe zu finden, Zeit zum Nachdenken, und zu überlegen, was man jeweils will. Geht es demnächst nach Hause nach Deutschland oder will ich hier in Asien noch was sehen? Und falls ja, was? Wir beide haben uns jeweils 5 Tage Zeit genommen für sich selbst. Sich selbst und seine Einstellung zu reflektieren. Warum waren die letzten Tage so schwierig für mich?
Ich habe viel über mich und uns und unsere Reise nachgedacht. Mich selbst reflektiert, ein paar Sachen zu Selbstbewusstsein angehört. In Hanoi war ich kurz davor einen Heimflug zu buchen. Hier wird mir klar, warum ich reise. Was mich hier lässt, sind die Menschen, die ich unterwegs treffe. Ich will tolle und verrückte Menschen kennen lernen. Entdecken wie andere Leute denken. Man selbst macht die Dinge immer gleich. Erst durch andere Personen kommt man auf neue Ideen. Andere Handlungsoptionen entdecken. Und was dazu zu lernen, mich selbst aus der Komfortzone und in die Entwicklungszone zu bewegen. Meinen Horizont zu erweitern.
Ohne sagen zu können warum sieht von Tag zu Tag die Welt wieder anders aus. Da wo vorher noch Trostlosigkeit und Traurigkeit war, kommt Stück für Stück wieder Hoffnung und Entdeckerfreude. Nach 5 Tagen ziehen wir wieder zusammen in ein Bungalow, reden viel und beschließen weiter auf der Insel zu bleiben und gemeinsam noch ein wenig die Ruhe der Insel zu genießen. Neben den wenig anderen Toursiten ist ein weiterer Vorteil der Regenzeit, dass die Temperaturen im Vergleich zu den Wochen vorher sooooo viel angenehmer sind. Jedes Mal wenn es regnet, ist es danach ein paar Grad kälter. Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass sie auch jedes Mal gestritten haben, wenn sie zu lang draußen in der Hitze waren und plätzlich wird uns klar, dass die Hitze eines unserer Probleme ist. Die macht dich halt wirklich fertig, ohne das man in dem Moment versteht warum, man auf einmal total gestresst und aggressiv ist.
Diese Tage hier in Don Det sind emotional wirklich schwer zu beschreiben. Einerseits ist nichts passiert, und auf der anderen Seite ist soooo mega viel passiert. Und mir fällt es gerade wirklich schwer das halbwegs logisch in nachvollziehbaren Reihenfolge nieder zu schreiben. Es war einfach die beste Entscheidung, hier noch ein paar Tage zu bleiben. Wenn uns jemand fragt was wir hier gemacht haben, ich kann es nicht wirklich beantworten. Wir haben keine einzige Tour gemacht. Eigentlich haben wir nur gechillt, lecker gegessen, guten Kaffee getrunken und spannende Leute kennen gelernt. Und in der Hängematte gelegen und nachgedacht. Wir wollte eigentlich noch viel mehr am Blog arbeiten, aber irgendwie sind wir dazu gar nicht gekommen. Dafür haben wir gut gegessen und einer Bar und dabei mit Leuten zu quatschen. Manchmal Leute die wir schon kennen, manchmal neue Leute und manchmal beides zusammen. Innerhalb ein paar Tag hat uns die Insel den Kopf verdreht. Ich bin glücklich. Ich kann euch nicht sagen wie glücklich. Es fühlt sich einfach richtig an hier zu sein. Jeden Tag reden Karli und ich darüber das wir am nächsten Tag weiter reisen und nur noch eine weitere Nacht hier bleiben. Um dann das vorhaben am nächsten Tag um einen weiteren Tag zu verschieben.
Das Geheimnis von Veränderung besteht darin, deine ganze Energie darauf zu konzentrieren, Neues aufzubauen, statt Altes zu bekämpfen.“ Sokrates
Ein paar meiner Erkenntnisse versuche ich umzusetzen. Ich möchte mehr Grenzen überwinden. Hier ist es manchmal echt schwierig rauszufinden, wie man irgendwie was erledigt oder wie man von A nach B kommt. Ich weiß nicht warum, aber es gibt mir sehr viel Energie nicht auf den bekannten Wegen zu laufen. Den Mut haben ungewöhnliche Dinge zu tun. Den Mut haben Fehler zu machen. Dieser Kick ins kalte Wasser zu springen.
Hierzu folgender Vergleich. Du bist im Freibad und willst ins Wasser. Da gibt es die Treppe ins Wasser und es gibt das 10 Meter Brett. Und natürlich nimmst du die Treppe, weil die hast du schon so oft genommen, die ist sicher. Das weißt du. Die Treppe kennst du. Und dann denkst du daran, dass du auch vom 10 Meter Brett springen könntest. Schon beim Gedanken daran, fängt dein Gehirn durch zu drehen und Gründe dafür zu sammeln, warum das die aller aller schlechteste Idee deines Lebens ist. Das diese Idee einfach selbstmörderisch ist. Und gleichzeitig weißt du, der Sprung vom 10 Meter Brett wäre es unglaublich fantastisches, Abenteuer pur, die Erfahrung deines Lebens. Übertragen auf unsere Reise ist die Treppe in das Schwimmbecken die Fahrt zu den üblichen Orten, die auch andere Touristen besuchen mit den komfortablen Bussen. Der Sprung vom 10 Meter Brett steht für die Reisen abseits der üblichen Pfade. Sowas wie die letzten zwei Tage. Jedes Mal wenn wir abseits der komfortablen Zone waren, war es eine der fantastischsten Erlebnisse überhaupt, aber es war unglaublich schwer den Mut dafür zu finden. Im Falle der Fahrt nach Laos hatten wir keine andere Wahl, weil es keine Treppe ins Schwimmbecken gab und wir gezwungen waren ins kalte Wasser zu springen. Es hat sich definitiv gelohnt. Aber ich weiß genau, wenn ich das nächste Mal wieder vor der Wahl "Treppe" oder "10 Meter Brett" stehe, wird mein Gehirn mir sagen, "nimm die Treppe" und mir sehr sehr viele Gründe aufzählen, warum alles andere Lebensmüde ist.
So hat mir zum Beispiel die sehr anstrengende und verrückte Reise von Hanoi nach Pakse mehr Energie und Freude gegeben als ich jemals gedacht habe. Dieses unglaubliche Gefühl eine Mauer, eine Grenze zu überwinden und dann zurück zu schauen und stolz auf sich sein zu könne für das was man gemacht hat. Jeder von uns hat eigene Hürden im Kopf. Nach dieser Erkenntnis versuche ich hieran anzuknüpfen und ab und zu gerade die Dinge zu tun wo mein Kopf mir sagt "dieses 10 Meter Brett ist zu hoch, das geht nicht." Ich hoffe ihr versteht ungefähr was ich meine.
Ich stelle fest das manchmal auch nur ganz ganz kleine Dinge ausreichen. Hier ein Beispiel: das Wasser aus dem Wasserhahn sollte man in Asien unter keinen Umständen trinken. Am Anfang unserer Reise haben wir deswegen immer 1,5 Liter Plastikflaschen gekauft. Bis uns aufgefallen wir viel Plastik wir damit innerhalb kurzer Zeit damit verursachen. Und Abfallbeseitigung ist hier ein ganz gruseliges Thema. Dazu muss ich ein anderes mal mehr schreiben. Jedenfalls haben wir daraufhin versucht die gekauften Einwegflaschen ab und zu aufzufüllen. Aber woher bekommen wir das Wasser zum wieder auffüllen? In Don Det sind wir irgendwann zu den Bungalow Besitzer gegangen und haben gefragt ob wir nicht so ne 20 Liter Wasserblase kaufen können. Klingt nach nem kleinen Schritt aber für uns war das gar nicht so einfach. Wir haben die nirgendwo zum kaufen gesehen. Die Bungalowbesitzer haben uns erstmal ziemlich doof angeschaut und es hat eine Weile gedauert bis sie verstanden haben was wir wollen. Aber wir haben es geschafft!
Und dann zweites Beispiel. Den einen Tag sind Karli und ich am Spazieren, auf einmal fährt da eines dieser witzigen Traktoren an uns vorbei. Diese Traktoren die eigentlich nur aus einem Motor und zwei Vorderräder bestehen und danach nur noch eine laaaaange Lenkstange und den Wagen dran. Jedenfalls habe ich plötzlich die wahnwitzige Idee, das ich da hinten auf diesem Wagen mitfahren möchte. Mein Kopf sagt "neee das geht nicht" und alles weigert sich in mir. Und in dem Moment höre ich mich den Laoten auf Englisch ansprechen. Er hat nicht richtig reagiert, weder positiv noch negativ. Wahrscheinlich hat er uns nicht verstanden. Und jetzt? Ich denke an eine Situation von vor 4 Wochen, wo Nico, ein Typ den wir beim wandern kennen gelernt hatte uns ein kostenlosen Shuttle organisiert hatte. Da hat Nico auch nicht groß auf ne Antwort gewartet, sondern ist dann einfach eingestiegen. Najjaa also einfach mal ausprobieren und auf unsere jetzige Situation anwenden. Ergo sind wir einfach auf den Wagen drauf gesprungen 😂 und tatsächlich schien den Laoten das nicht zu stören. 😂😂 Manchmal muss man es einfach ausprobieren und schauen was passiert.
Menschen
Eine weitere Erkenntnis war, das die Menschen, die uns auf unsere Reise begegnen, die Reise besonders machen. Ja die Sehenswürdigkeiten sind schön und spannend, aber die anderen Menschen, die man trifft,... ahhh ich kann es gerade nicht richtig in Worte fassen. Karli und ich haben hier auf Don Det so viele tolle Menschen kennen gelernt.
Das Ehepar im Ruhestand, das seit Monaten reist. Assi aus Finnland. Marco aus Deutschland. Bullshit Benny und Graham und Phil aus England. Nick aus Australien. Meagan. Ismael. Baptist. Shami und Isaac aus Mauritius. Vincent aus Frankreich. Phillip aus Deutschland. Tim. Pa und Mai, Laoten, Eigentümer eines Hostels. Jay, bei dem wir immer wieder leckeren Laotischen Kaffee getrunken haben. Tha. Renny. Flow aus Brasilen.
Vielen Dank an all die tollen Menschen für die gemeinsamen Momente auf Don Det.
Ich würde euch so gerne noch von all diesen Menschen und deren Lebensgeschichten hier erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Aber ein Zitat von Bullshit Benny lasse ich euch da.
Sometimes you win and sometimes you learn.
Auf deutsch: Manchmal gewinnst du und manchmal lernst du. Da steckt so unglaublich viel Wahrheit drinnen. Jeden Tag passieren Dinge die man sich anders vorgestellt hat und man macht "Fehler". Und es ist sehr einfach den Rest des Tages damit zu verbringen sich darüber aufzuregen. Aber es ist meine Entscheidung, wie ich mental damit umgehe.
Durchfall, Mäuse, Ameisen
Aber natürlich gab es auch auf Don Det unschöne Erfahrungen. Zum Beispiel als ein paar Ameisen meinen Rucksack ganz gemütlich fanden und angefangen haben ihre Eier hierher zu bringen und in meinem Rucksack ihr Nest zu bauen. Dann sind wir in ein anderes Bungalow umgezogen, was sich als schlechte entscheidung raus stellen sollte. Den die Ameisen mochte ich wesentlich lieber als die Mäuse/Ratten zwei Nächte später. Ja die Mäuse/Ratten fanden das essen in unseren Rucksacken ganz spannend. Wir haben das Essen immer im wasserdichten Sack aufbewahrt. Die Nager haben sich einfach durch das Plastik genagt. Der wasserdichte Beutel war dahin, das war nicht so schlimm, der hat nur 10 Euro gekostet. Die Nager haben sich aber auch durch die obere Tasche meines Deuter Rucksacks genagt, da ist jetzt ein großes Loch drinnen.
So, die Reise abzubrechen ist erstmal wieder aus der Welt. Wo wir vorher noch nach Hause wollten, sind wir nun der Meinung"ja, vielleicht noch 5 bis 10 weitere Monate reisen"
📷 weitere tolle Bilder findest du im Fotoalbum.
Comments